Viele interessierte Personen werden mit Fachbegriffen in der Fotografie konfrontiert, hier möchte ich einen Einblick in die Themen geben, welche auf den ersten Blick verwirrend sein können.
Mir ist durchaus bewusst, dass es bereits viele Seiten (inkl. Wikipedia) gibt, welche Fotofachbegriffe erklären, hier möchte ich aber einen kompakten Überblick bieten und mit hoffentlich brauchbaren Hinweisen Eselsbrücken schaffen. Nicht alle Fachbegriffe sind neu, aber allenfalls in Vergessenheit geraten :-). Nun die Katze aus dem Sack, es geht um folgende Fachbegriffe: Blende, Vollformat, APS-C, Kleinbild, Mittelformat, Bajonett, SLR, Spiegellos, Tiefenschärfe, RAW, jpg, X-Trans, Bayer, Dynamikumfang.
Fotografieren heisst übersetzt “Malen mit Licht”, eigentlich eine sehr philosophische Übersetzung, aber dennoch geht es in der Fotografie “nur” um das Licht. Kein Licht, kein Foto, dies wird dann vor allem bei Diskussionen bei einem Neukauf interessant, da die meisten Hersteller Heute ähnlich gute Kameras auf den Markt bringen.
Beginnen wir mit dem meist diskutierten Thema und dem Basiselement der digitalen Fotografie dem Fotosensor. Der Fotosensor ist in der Kamera das lichtempfindliche zentrale Element, welches schlussendlich das Motiv digitalisiert. Über eine Linse (das Objektiv) trifft das Motiv in Form von Licht auf den Sensor und dieser nimmt mit jedem Pixel einen bestimmten elektrischen Wert auf, der der Intensität des auftreffenden Lichts entspricht. Der elektrische Wert ist speicherbar und alle Pixel des Sensors zusammen bilden dann das vollständige Motiv. Eigentlich das Prinzip einer Solarzelle, welche Sonnenlicht in eine Batterie speichert.
Betrachtet man nun wie empfindlich der Sensor ist und wieviel Licht er speichern kann, hat man den Dynamikumfang. Der Dynamikumfang wird nicht etwa in physikalischen Werten wie Photonen (Lichtphotonen) oder einer anderen Intensitätsform angegeben, sondern in Blenden (F-Stops). Auf die Blende komme ich später zu sprechen.
Mit Hilfe des Dynamikumfangs kann man messbar ausdrücken, wann der Sensor gesättigt ist und kein weiteres Licht mehr aufnehmen kann. Die Messung geht von kein Licht bis in die maximale Sättigung. Vergleichbar mit einem Kassettengerät oder digitalisierter Musik, welche verzerrt, sobald der Ton zu laut aufgespielt wird. In der Fotografie spricht man dann von einem sogenannten “Blooming”, wenn der Sensor mit Licht überflutet wird und die benachbarten Pixel durch den Überlauf des benachbarten Pixels beeinträchtigt werden. z.B. wird die Sonne als weisser Fleck abgebildet, da sie im Gegensatz zum Rest komplett überbelichtet ist, hier können die Sonnenränder z.B. “ausgefressen” sein. Durch das Blooming ist kein sauberer Rand erkennbar. Dem Blooming kann man mit einer gezielten Unterbelichtung entgegenwirken.
Beim Sensor gibt es verschiedene Grössen mit diversen Eigenschaften. Die Sensorgrösse ist nicht massgebend, sondern die Pixeldichte. Je mehr Pixel auf dieselbe Sensorgrösse gepackt werden, desto weniger Lichtempfindlich ist der Sensor, da pro Pixel weniger Licht aufgenommen werden kann. Diese Sensoren beginnen dann früher zu rauschen, da die Software das wenige Licht, welches auf den Sensor fällt dann entsprechend verstärken muss um ein neutralgraues Bild zu produzieren. Neutralgrau? Ja genau, die Belichtungssteuerung ist eigentlich Farbenblind und versucht in jedem Fall ein ausgeglichen beleuchtetes Bild zu erzeugen. Für die Untersuchung der Hell-/Dunkelkontraste ist keine Farbabwägung notwendig. Je nach eingestellter Belichtungsmessung wird ein Teil des Bildes (Spotmessung) oder das gesamte Bild (Integralmessung) für die neutralgraue Kontrastmessung betrachtet. Damit ein Bild in Extremsituationen nicht überbelichtet ist, gibt es auch noch die Belichtungskompensation, welche eine von der Kamera ermittelte Belichtung beeinflussen kann. Im Winter wird z.B. der Schnee von der Kamera unterbelichtet und gräulich abgebildet, dem kann man mit einer positiven Belichtungskorrektur entgegenwirken. Das Bild wird gezielt überbelichtet.
Nochmals zurück zur Sensorgrösse: Die diversen Formate bringen noch andere Eigenschaften mit sich. z.B. wird bei einem sehr grossen Sensor (Mittelformat) immer eine geringe Tiefenschärfe abgebildet, daher findet man im Mittelformat wenig Objektive mit einer grossen Startblende. Bei Kleinbild (Vollformat 24x36mm, wie ein Negativ oder Diaabbild im Filmzeitalter) und kleineren Formaten wie APS-C, APS-H oder 4/3 Zoll ist immer eine höhere Tiefenschärfe vorhanden und die Objektive sind entsprechen Lichtempfindlicher, bzw. haben eine geringere Tiefenschärfe im Startbereich (f1.0 oder f0.95 sind keine Seltenheiten mehr). Auf die technischen Hintergründe möchte ich nicht eingehen, hier gibt es im Internet genug Literatur. Bei der neuen Konzeption der Sensoren hat man für die Erhaltung der Schärfe zum Teil auch neue Konzepte gesucht, so sind z.B. die Back Illuminated Sensoren entstanden, welche in der Kamera eigentlich verkehrt herum montiert sind und von der Rückseite belichtet werden, damit die auf dem Sensor sitzende Technik das auftreffende Licht nicht blockiert. Zudem ist man im Bereich der Schärfe neue Wege gegangen und hat z.B. das sogenannte Tiefpassfilter eliminiert, welches Artefakte im Bild verhindert hat. Dies konnte man durch eine höhere Pixeldichte (Bayer Pattern) oder neue “wilde” Anordnung der Pixelfarben erreichen (X-Trans Pattern).
Bei klassischen SLR Kameras (Spiegelreflex) wird der Sensor nur dann benutzt, wenn das Bild aufgenommen wird und der Sensor arbeitet. Das Licht durch das Objektiv wird dabei über den Spiegel in den Sucher umgeleitet und man schaut TTL (Trough the lens). Sobald man den Auslöser drückt, schnappt der Spiegel hoch und das Licht trifft auf den Sensor und jetzt erst wird das Bild aufgenommen. Die Batterielaufzeit ist daher sehr hoch, aber Bauart bedingt ist die Kamera sehr schwer.
Bei spiegellosen Kameras (Systemkameras) wird das Licht immer mit dem Sensor aufgenommen und über einen Bildschirm im Sucher angezeigt, der Sucher kann weitere Einstellungen projizieren und z.B. Hilfsmittel einblenden (Wasserwaage). Durch den Bildschirm wird dauern Energie verbraucht und daher ist die Laufzeit kürzer. Hier greifen die Energiesparoptionen der Hersteller und mit einer Akkuladung sind die meisten Kameras fähig über 300 Bilder aufzunehmen. Bei den Systemkameras kann man nicht genug geladene Akkus mitnehmen.. Der Vorteil der Systemkameras ist ihr geringeres Gewicht und die geringere Baugrösse, welche sich vor Allem auf Reisen auswirken. Qualitativ sind Sie den Spiegelreflexkameras ebenbürtig. Leider haben einige Hersteller (vor allem die Grossen) ihre aktuellen Systemkameras so ausgelegt, dass sie weder von der Grösse noch vom Gewicht sich kaum von ihren Spiegelreflexkameras unterscheiden. Da am Anfang der Systemkameras wenige Objektive für die Grösse verfügbar waren, wurden von den Hersteller Adapter für die SLR Objektive gebaut und so konnte das bestehende Objektiv Arsenal weiter genutzt werden. Wenig Sinnvoll, da diese Objektive weder auf den neuen Sensor abgestimmt noch in der Grösse reduziert waren und sich somit der Vorteil des kompakten Systemkamera Gehäuses aufgehoben war. Einzige Vorreiter in dem Thema waren Panasonic, Leica (mit Technik von Panasonic), Olympus, Fujifilm.
Im Bereich der Objektive gibt es fast das wichtigste künstlerische Element die Blende. Die Blende macht, dass das sogenannte Bokeh (kein Schreibfehler!) also die Unschärfe im Hintergrund besser oder weniger gut sichtbar ist. Je offener die Blende, desto mehr Licht fällt auf den Sensor und eine sehr kurze Verschlusszeit ist möglich. Die sogenannte Offenblende wird mit einer kleinen Blendenzahl wie z.B.. f1.4 oder f0.95 angegeben. F1.0 heisst hierbei, dass durch das Objektiv und die Blende kein Lichtverlust entsteht. F0.95 ist nur möglich, wenn der Sensor mehr Licht aufnehmen kann, als in der Umgebung vorhanden ist. Diese Objektive projizieren einen kleineren Bildkreis und daher ist eine höhere Lichtkraft am Objektivausgang als am Eingang möglich. Das Licht wird also komprimiert an den Sensorweitergegeben. Durch die Offenblende wird der Hintergrund vom Motiv durch eine starke Unschärfe dem sogenannten Bokeh getrennt. Das Bokeh ist je nach Bauart einer Linse ganz unterschiedlich und kann auch mehr stören als helfen. Ein störendes “hässliches” Bokeh nennt man dann “unruhig”, da es vom Hauptmotiv ablenkt.
Das Gegenteil der Offenblende ist die geschlossene Blende und viele Objektive haben eine geschlossene Blende zwischen F16 und F22. Im Mittelformat kann es auch mal F32 sein. Die Full-Stops (Blendenschritte) sind logarithmisch angegeben und nicht linear, daher kann man nicht einfach eine ganze Zahl dazuzählen. Dies hängt mit dem “abgeblendeten” Licht pro Stop zusammen. Ein Stop reduziert das Licht um 100%, d.h. blendet man 2 Blenden ab, hat man einen Lichtverlust von 400%.
Den Lichtverlust kann man nutzen und wenn die Blende geschlossen wird, hat man auch eine höhere Tiefenschärfe. Nachteil davon ist, dass die Belichtungsautomatik der Kamera (neutralgraues Bild) dies korrigiert, damit ein ausgewogen belichtetes Bild entsteht und dies macht die Belichtungsautomatik indem Sie die Empfindlichkeit des Sensors (ISO Zahl) erhöht (Rauschen kann auftreten) und auch die Belichtungszeit verlängert wird. Damit geht eine Bewegungsunschärfe einher, die man ebenfalls kreativ nutzen kann. z.B. wird in der Landschaftsfotografie bewusst abgeblendet um eine Tiefenschärfe zu erhalten und zugleich z.B. Wasser “fliessen” sichtbar zu machen. Ein Wasserfall erhält so einen “milchigen” Wasserlauf. In der Sportfotografie ist sowas absolut unerwünscht und man möchte hier die Aktion “einfrieren”, dafür nutzt man vor allem hochempfindliche Sensoren, Objektive mit durchgehend offener Blende wie z.B. f2.8 und schnelle Verschlusszeiten. Diese Sensoren haben dann eine geringere Pixeldichte wi z.B. 18MP anstelle 24-36MP, dann trifft mehr Licht auf die einzelnen Bildpunkte (Pixel).
Bewusst habe ich nicht alle Fachbegriffe aufgeführt, dennoch hoffe ich, dass ich einen einfachen Einblick und verständliche Beispiele vermitteln konnte und Hauptsache ihr hattet Spass am Artikel.
Gutes Gelingen und gut Licht wünsche ich Euch! Habt in erster Linie Spass am fotografieren, der Rest kommt dann mit der Übung.
PS: Lasst mich in den Kommentaren wissen, was ich Euch für ein Thema aufbereiten kann, besten Dank!